Klinik für Thoraxchirurgie

Medizinische Angebote

In der Klinik für Thoraxchirurgie werden Sie von einem langjährig erfahrenen Team von Thoraxchirurgen betreut, die mindestens eine Doppel-Facharztausbildung erfolgreich abgeschlossen haben. Die Hauptoperateure sind Facharzt für Thoraxchirurgie und zusätzlich Facharzt für Gefäßchirurgie (Leitender Oberarzt und Oberarzt) und Allgemeinchirurgie (Ärztlicher Direktor). Im Lungenzentrum des Klinikums Stuttgart findet eine enge Zusammenarbeit mit anderen Lungenexperten im Klinikum Stuttgart statt.

Die erfahrenen Operateure haben ihre Ausbildungen an Universitätskliniken und zertifizierten Lungenzentren absolviert, sodass komplexe Eingriffe mit hoher Präzision und fachärztlicher Kompetenz durchgeführt werden. Dafür sprechen die niedrigen Komplikationsraten, die wir als Team die vergangenen 15 Jahre vorweisen können.

Besonders die Ausbildung zum Gefäßchirurgen ist bei komplexen Thoraxeingriffen, bei denen es um Gefäßrekonstruktionen bzw. Gefäßmanschettenresektionen geht, besonders wichtig, weil wir dadurch vermehrt lungenparenchym-sparend operieren können. Das bedeutet, wir können den Patienten die gesunden Lungenareale erhalten, indem wir nur die erkrankten Lungenanteile entfernen. Die Lebensqualität dieser Patienten ist im Vergleich zu den Patienten, bei denen alle Lungenabschnitte entfernt werden, signifikant verbessert.

Im Folgenden werden unterschiedliche Aspekte thoraxchirurgischer Eingriffe und  verschiedene Erkrankungen, die thoraxchirurgisch erfolgreich behandelt werden können, beschrieben.

Zugangswege ins Thoraxinnere

Jede erfolgreiche Thoraxoperation bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung und Planung. Hierzu muss sich der Operateur Gedanken über den richtigen Zugang zu den intrathorakalen Organen machen.

Hier werden je nach operativer Vorgehensweise unterschiedliche Zugangswege unterschieden.

1. Laterale Zugänge

  • Anterolaterale Thorakotomie

Hierzu zählen alle Inzisionen zwischen der Mamille und der Skapulaspitze. Der häufigste Zugangsweg in dieser Gruppe ist die anterolaterale Thorakotomie, bei der eine 15-20 cm lange Hautinzision auf Höhe des 4ten oder 5ten Interkostalraumes erfolgt und die Thoraxwand- und sowie die Interkostalmuskulatur und ein bis zwei Rippen durchtrennt werden. Der Thorax wird eröffnet und anschließend werden Thoraxspreitzer eingebracht, die die Rippen auseinander ziehen und in Position halten. Dieser Zugang ist der Standardzugang über den sämtliche Thoraxoperationen mit guter Übersichtlichkeit sicher durchgeführt werden können.

  • Hilfsinzision bei der minimal-invasvien Operationssmethode (VATS

Im Gegensatz dazu ist der VATS-Zugang bei der minimal-invasiven video-assistierten thorakoskopischen Operationstechnik, die sogenannte Hilfsinzision, chirurgisch weniger traumatisierend. Hierbei wird die Haut und die Thoraxwand-/Interkostalmuskulatur auf eine Länge von 4 cm auf Höhe der vorderen Axillarlinie durchtrennt, es erfolgt keine Spreizung oder Durchtrennung der Rippen. Über diesen kleinen Zugang können sämtliche Strukturen und Lungenlappen unter Einsatz von einer speziellen Kameratechnik und filigranen chirurgischen Instrumenten sicher operativ versorgt werden.

  • Postero(dorso)laterale und posteriore Zugänge

Hier erfolgt die Schnittführung bis hinter die Schulterblattspitze, weit nach dorsal mit zum Teil Umschneidung des Schulterblattes. Der posterolaterale Zugang, der mit einer erheblichen chirurgischen Traumatisierung (Durchtrennung des M. latissimus dorsi, M. serratus anterior et posterior) ist für große Befunde, die auch bis an die apikale Thoraxwandbegrenzung heranreichen, notwendig.

2. Anteriore Zugänge

  • Juguläre Inzsion

Bei der queren jugulären Inzsion erfolgt die 1-2 fingerbreit oberhalb des Jugulums (obere Sternumbegrenzung). Dieser Zugang ist geeignet für Schilddrüseneingriffe, zervikale Trachealoperationen und Operationen am vorderen Mediastinum (z.B. Mediastinoskopie).

  • Anterozervikale Zugangswege (nach Dartevelle und Gruenenwald)

Diese seltenen Zugangswege oberhalb des Schlüsselbeines bis in den lateralen Halsbereich kommen bei gefäßchirurgischen Eingriffen häufig vor und werden von uns somit beherrscht. Von hier aus werden die Gefäße des Halses und der oberen Extremität (Art. und ven. subclavia) dargestellt und operativ versorgt. Des Weiteren gewinnt der Chirurg hierüber Zugang zu der oberen Thoraxkuppel und zum Sternoclaviculargelenk, das bei tumorösen oder entzündlichen Prozessen gelegentlich entfernt werden muss. Des Weiteren werden retropharyngeale Senkungsabszesse im Rahmen einer Mediastinitis eröffnet und drainiert.

  • Sternotomie und Sternektomie

Die mediane Sternotomie ist neben den anterolateralen und posterolateralen Thorakotomie einer der häufigsten Zugangswege in der Thoraxchirurgie. Hierbei wird das Brustbein, wie bei herzchirurgischen Eingriffen, längs gespalten. Dieser Zugangsweg ist geeignet für ausgedehnte Mediastininaltumore (Thymom, Thymuskarzinome, Strumen etc.), bilaterale Lungenprozesse (Metastasenresektionen, Lungenvolumenreduktionschirurgie) und bei Trachealtumoren bis zur Karina und im Rahme traumatisch bedingter Blutungen (Schuss- und Messerstichverletzungen).

Unter Sternektomie versteht man die Entfernung des Brustbeines, das entweder komplett oder inkomplett reseziert  und mit Kunststoffmaterial ersetzt werden kann.

  • Anteriore Mediastinotomie (Chamberlein-Procedure)

Beim Chamberlein-Procedure werden im 2. ICR ausgehend vom lateralen Sternumrand die Haut und die Interkostalmuskulatur auf eine Länge von 2-3 cm horizontal durchtrennt. Dadurch gewinnt der Operateur Zugang zum Mediastinum und kann Gewebeproben mediastinaler Tumorprozesse zur diagnostischen Abklärung und Staging entnehmen. Diese Operation ist mit einem geringen chirurgischen Trauma verbunden.

  • Clamshell-Zugang (`The Temple T`)

Unter dem Clamshell-Zugang versteht man eine transversale  Sternotomie kombiniert mit einer beidseitigen Thorakotomie (Thorakosternotomie). Dieser Eingriff kommt vorwiegend in Notfallsituationen, wie bei transthorakalen Schussverletzungen, zum Einsatz.

Hier ein Fallbeispiel: Ein 18-jähriger Mann erlitt einen transthorakalen Durchschuss von links dorsal nach rechts ventral mit lebensgefährlichen Verletzungen der linken Lunge, der rechts thorakal gelegenen unteren Hohlvene am Übergang zum rechten Vorhof mit Einriss des Vorhofes, der rechtsseitigen Lunge, Perikardtamponade und Hämatothorax beidseits. Über diese modifizierte Clampshell-Thorakosternotomie wurde als erstes das Perikard eröffnet, die Aorta descendens und die Vena cava inferior abgeklemmt. Anschließend wurde der Vorhof übernäht und die Vena cava rekonstruiert. Der Patient wurde 9 Tage nach der Operation entlassen